Sozialamt eröffnet Außenstelle am Schlaatz

Nachrichten
// 19.07.2023 // Jasmin Richter

Rathaus will zum Jahreswechsel mit Beratungs- und Begleitungsangeboten im Projekthaus Erlenhof vor Ort sein

Von Volker Oelschläger

Das Sozialamt eröffnet am Schlaatz zum Jahreswechsel eine Außenstelle. Das hat Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) gegenüber MAZ angekündigt. Das Beratungs- und Begleitungsangebot im Erlenhof 32 soll neben den Obliegenheiten des Sozialamtes auch andere Leistungen etwa im Zusammenhang mit Wohnberechtigungsscheinen, Kindergeldzuschlag oder in Kooperation mit dem Job-Center die Arbeitsvermittlung einschließen. Die Sozialverwaltung wolle damit versuchen, vor Ort „an die Menschen ranzukommen und sie zu unterstützen“. Der Erlenhof 32, der seit 2018 als Projekthaus etwa mit Beratungsangeboten zur beruflichen Perspektivbildung, Selbsthilfewerkstatt und diversen Kursen betrieben wird, werde im Quartier „gut angenommen“, sagt die Beigeordnete.

Der Schlaatz ist in Potsdam der Stadtteil mit den ungünstigsten Sozialdaten. Der Arbeitslosenanteil lag im jüngsten Stadtteilvergleich mit 12,8 Prozent weit über dem gesamtstädtischen Durchschnitt von 4,1 Prozent. Mit großem Abstand folgten Drewitz (7,7 Prozent) und Waldstadt II (7,4 Prozent).

Der Anteil von Leistungsempfängern nach dem Sozialgesetzbuch II (Hartz IV) ist mit 22,6 Prozent (Stadt: 6,3 Prozent, Drewitz: 15,2 Prozent, Waldstadt II: 12,6 Prozent) ebenso exponiert wie der Anteil von Leistungsempfängern nach dem Sozialgesetzbuch XII (unter anderem Grundsicherung im Alter) mit 6,0 Prozent (Stadt: 2,1 Prozent, Bornim: 3,7 Prozent, Drewitz: 3,5 Prozent).

Mit 27,4 Prozent hat der Schlaatz den höchsten Anteil an sogenannter nichtdeutscher Bevölkerung (Stadt: 10,2 Prozent, Golm: 19,3 Prozent, Drewitz: 18,3 Prozent). Mit 31,5 Prozent hatte der Schlaatz zur jüngsten Kommunalwahl 2019 die geringste Wahlbeteiligung hinter Drewitz (35,5 Prozent) und Waldstadt II (36,5 Prozent).

In die Schlagzeilen geriet das Viertel zuletzt durch einen Brandbrief von Sozialträgern, die im April Alarm schlugen, weil immer mehr Kinder und Jugendliche hungerten. Ein Thema war die Schulessensversorgung. Einen Negativrekord stellte die Schilfhof-Gesamtschule auf, von deren rund 700 Schülern sich im ersten Schulhalbjahr 2022/23 nur noch 13 am Schulessen beteiligten.

Ein gravierendes Problem: Tausende Kinder und Jugendliche in Potsdam haben über das vom Bund aufgelegte Förderprogramm für Bildung und Teilhabe (BuT) Anspruch auf Kostenerstattung, könnten also unentgeltlich am Schulessen teilnehmen, machen davon aber keinen Gebrauch.

Ein Grund sind das komplizierte Antragsprozedere und aktuelle Bearbeitungszeiten von bis zu neun Monaten. Wie berichtet, hat die Verwaltung nach dem Brandbrief angekündigt, die Wartezeiten mit Vor­auszahlungen zu überbrücken. Bis dato gibt es keine Angaben dazu, in wie vielen Fällen diese Härteregelung schon gegriffen hat.

Ein anderes Problem: Noch immer sind nach Einschätzung der Beigeordneten viele Familien überhaupt nicht über die ihnen zustehenden Hilfen informiert: „Ich glaube grundsätzlich, dass viele Eltern den BuT-Antrag nicht stellen, weil sie es nicht wissen.“

Mit dem Projekt am Erlenhof verbinde sie die Hoffnung, „niedrigschwellig an die Eltern heranzukommen“, so Meier. Vergleichbar sei die Problemlage bei anderen sozialen Hilfen: „Wir denken, dass wir so besser an die Familien herankommen, damit sie ihre Leistungen bekommen.“

Im Erfolgsfall könnte das Modell der Sozialamts-Außenstelle auf andere Stadtteile mit vergleichbaren Problemen übertragen werden: „Wir machen das am Schlaatz, sehen wie es läuft und schauen dann weiter“, sagt die Beigeordnete. Potenzielle Adressen seien Drewitz und die Waldstadt.


Quellenangabe: Potsdamer Tageszeitung vom 19.07.2023, Seite 13